Mentale Gesundheit im ESG-Kontext: Warum sie für Unternehmen immer wichtiger wird

Tim Kleber
May 2025

Ein Beitrag von Tim Kleber, Gründer und CEO von mentalport

Übersicht: Dieser Beitrag erklärt, warum mentale Gesundheit ein zentrales Thema im ESG-Kontext ist, wie Unternehmen davon wirtschaftlich profitieren können und welche Rolle psychologische Sicherheit, moderne Tools und strategische Kommunikation spielen. Er zeigt, wie mentale Gesundheit zur Kernmetrik für unternehmerische Verantwortung, Wettbewerbsfähigkeit und Risikomanagement wird – und wie Unternehmen sich strategisch und kommunikativ darauf einstellen können.

Einleitung:

Die Anforderungen an moderne Unternehmen steigen stetig. Neben wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit stehen heute auch ökologische Verantwortung, soziale Nachhaltigkeit und gute Unternehmensführung im Zentrum unternehmerischen Handelns. Der Begriff ESG (Environment, Social, Governance) hat sich als Rahmen etabliert, um genau diese Aspekte systematisch zu erfassen und vergleichbar zu machen. Während Umwelt- und Governance-Themen längst messbare Standards und Kennzahlen entwickelt haben, galt das "S" lange als eher vage. Doch das ändert sich. Zunehmend zeigt sich: Die soziale Dimension – insbesondere die mentale Gesundheit von Mitarbeitenden – entscheidet maßgeblich über Zukunftsfähigkeit, Innovationskraft und Risikopotenziale eines Unternehmens.

In diesem Beitrag wird analysiert, warum mentale Gesundheit zum strategischen Erfolgsfaktor im ESG-Kontext wird, wie Unternehmen konkrete Maßnahmen ergreifen können und warum nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Investor:innen, Versicherer, Banken und Ratingagenturen genau hinsehen, wenn es um psychologische Sicherheit und mentale Belastbarkeit im Arbeitsumfeld geht.

Was bedeutet ESG – und warum gehört mentale Gesundheit dazu?

ESG steht für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Diese drei Dimensionen spiegeln die ganzheitliche Verantwortung eines Unternehmens wider. Während das Umweltkriterium etwa CO2-Ausstoß oder Ressourceneffizienz umfasst und Governance-Themen Fragen wie Compliance, Aufsichtsstrukturen und Transparenz adressieren, ist der soziale Aspekt besonders vielfältig: Arbeitsbedingungen, Gleichstellung, Diversität, Sicherheit und – immer häufiger – mentale Gesundheit. Gerade in komplexen und dynamischen Arbeitswelten wird sie zur Schlüsselressource.

Die Gründe dafür sind klar: Psychisch belastete Mitarbeitende sind häufiger krank, weniger motiviert und innerlich oft bereits gekündigt. Das hat nicht nur individuelle Konsequenzen, sondern messbare betriebswirtschaftliche Folgen. Studien zufolge entstehen deutschen Unternehmen durch psychisch bedingte Fehltage jährlich Kosten in Milliardenhöhe. Hinzu kommt: Besonders junge Generationen achten gezielt auf das Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz. Wer sich hier nicht klar positioniert, verliert an Attraktivität im Wettbewerb um Talente. Der „Social Impact“ wird so zum messbaren Risikofaktor.

Ein Beispiel: Der internationale Versicherungsmakler Marsh belohnt inzwischen Unternehmen mit starker ESG-Performance durch günstigere Prämien bei D&O-Versicherungen – insbesondere, wenn psychische Risiken aktiv gemanagt werden. Auch institutionelle Investoren setzen zunehmend ESG-Kriterien bei der Kapitalallokation ein. Unternehmen, die psychische Gesundheit ignorieren, erscheinen in diesem Kontext nicht nur sozial rückständig, sondern auch strukturell risikobehaftet.

Mentale Gesundheit als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor

Zahlreiche Studien belegen inzwischen, dass mentale Gesundheit und ökonomischer Erfolg Hand in Hand gehen. Laut dem McKinsey Health Institute kann eine gezielte Investition in Mental Wellbeing zu einer höheren Mitarbeiterbindung, geringeren Fehlzeiten und einer deutlich gesteigerten Innovationskraft führen. Die Deloitte-Studie „Mental Health ROI“ zeigt sogar einen durchschnittlichen Return-on-Investment von bis zu 10:1 – also zehn Euro wirtschaftlicher Mehrwert für jeden investierten Euro.

Ein resilientes Unternehmen ist auch krisenfester. In Zeiten von Inflation, geopolitischer Unsicherheit oder Disruption durch KI kommt es auf eine psychisch stabile Belegschaft und Führungskultur an. Organisationen, die Stress frühzeitig erkennen, Belastungen abbauen und präventiv unterstützen, sind schneller anpassungsfähig und leistungsfähiger. Gleichzeitig reduzieren sie Risiken für Burnout, Präsentismus und Fehleranfälligkeit – Faktoren, die z. B. in der Produktion, Pflege oder im Kundenservice schwerwiegende Folgen haben können.

Neben diesen ökonomischen Argumenten tritt zunehmend die rechtliche Komponente in den Vordergrund. In Deutschland verpflichtet das Arbeitsschutzgesetz (§5 ArbSchG) Arbeitgeber dazu, auch psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu identifizieren und geeignete Maßnahmen abzuleiten. Die Realität zeigt allerdings: Viele Unternehmen sind damit überfordert – oder wissen nicht, wie sie gesetzeskonform und gleichzeitig wirksam vorgehen sollen. Hier kommen digitale Tools wie mentalport ins Spiel. Sie bieten eine rechtssichere, datenschutzkonforme und evidenzbasierte Infrastruktur, um mentale Gesundheit strukturiert zu messen und zu managen.

Psychologische Sicherheit: Fundament erfolgreicher Teamarbeit

Ein zentrales Konzept im Kontext mentaler Gesundheit ist die psychologische Sicherheit. Dieser Begriff beschreibt eine Arbeitsumgebung, in der Mitarbeitende sich trauen, ihre Meinung zu äußern, Fehler einzugestehen und neue Ideen einzubringen – ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, hat in ihren Studien nachgewiesen, dass psychologische Sicherheit eng mit Teamleistung, Innovation und Mitarbeiterzufriedenheit zusammenhängt.

Psychologische Sicherheit wirkt wie ein soziales Immunsystem in Teams. Sie schützt vor toxischen Dynamiken, fördert Lernbereitschaft und ermöglicht konstruktive Konfliktlösung. Gerade in agilen, interdisziplinären Arbeitskontexten ist sie elementar. Gleichzeitig ist sie schwer herzustellen und leicht zu zerstören. Deshalb braucht sie systematische Förderung – z. B. durch klare Regeln, reflektierte Führung, Feedbackprozesse und Schutzräume für offene Kommunikation.

Aber wie lässt sich ein solches Klima fördern? Und wie können Unternehmen diese Maßnahmen im ESG-Rahmen dokumentieren?

Hier einige konkrete Ansätze:

  • Durchführung regelmäßiger, anonymer Mitarbeiterbefragungen (z. B. zur GBU Psyche)
  • Aufbau von Feedback-Kultur und sicheren Beschwerdewegen
  • Coaching-Angebote, auch über digitale Plattformen
  • Schulung von Führungskräften im Umgang mit mentaler Gesundheit
  • Etablierung von Frühwarnsystemen wie Stimmungsanalysen oder Biofeedback
  • Integration von psychologischer Sicherheit in Zielvereinbarungen, Leitbilder und ESG-Berichte

Wenn solche Maßnahmen strukturiert umgesetzt und ausgewertet werden, entsteht nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld – sie werden auch messbare Bausteine für eine glaubwürdige ESG-Strategie.

Mentale Gesundheit als Teil der ESG-Bewertung

Viele ESG-Ratings – etwa von Sustainalytics, MSCI oder S&P Global – berücksichtigen heute explizit die Qualität der Arbeitsbedingungen, psychosoziale Risiken und Präventionsmaßnahmen. Standards wie die Global Reporting Initiative (GRI 403), die ISO 45003 oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz definieren Indikatoren, anhand derer mentale Gesundheit systematisch bewertet und berichtet werden kann.

Für Unternehmen bedeutet das: Wer Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit dokumentiert, regelmäßig evaluiert und transparent kommuniziert, verbessert seine ESG-Positionierung. Gleichzeitig schafft dies Vertrauen bei Stakeholdern – ob Investor:innen, Mitarbeitenden oder Medien.

Ein Beispiel: Eine dokumentierte Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen mit anschließender Umsetzung individueller Maßnahmen ist nicht nur rechtlich erforderlich – sie wird künftig zunehmend ein Nachweis für unternehmerische Weitsicht und soziale Verantwortung. Unternehmen, die dies digitalisiert und systematisch angehen, schaffen zudem Benchmarking-Potenzial innerhalb ihrer Branche – und können ESG-relevante Fortschritte intern und extern belegen.

Versicherer erkennen den Wert gesunder Organisationen

D&O-Versicherungen schützen Führungskräfte vor Haftungsrisiken. Der Versicherer Marsh hat ein Pilotprojekt gestartet, in dem ESG-starke Unternehmen – insbesondere mit robusten Maßnahmen zur mentalen Gesundheit – bessere Versicherungsbedingungen erhalten. Die Logik ist einfach: Wer Risiken früh erkennt, professionell handelt und Führung als Schutzfaktor begreift, ist für Schadensfälle besser gewappnet.

So wird Mental Wellbeing zum echten Risikofilter – und zur wirtschaftlich relevanten Größe. Unternehmen, die ihre psychische Gesundheitsstrategie in die Kommunikation mit Versicherern und Ratingagenturen einbinden, profitieren doppelt: durch reduzierte Kosten und gesteigerte Resilienz. Dieser Trend wird sich fortsetzen – auch in Bereichen wie Betriebshaftpflicht, Kreditversicherung oder Supply Chain Absicherung. Es lohnt sich also, mentale Gesundheit nicht nur intern zu optimieren, sondern auch aktiv zu kommunizieren.

Wie Unternehmen Inhalte aufbereiten sollten – für Menschen und Maschinen

Im digitalen Zeitalter gewinnen nicht nur Webseitenbesucher:innen, sondern auch KI-Systeme wie ChatGPT, Google Gemini oder Perplexity als „Leser“ an Bedeutung. Damit Inhalte zu ESG und Mental Health von diesen Systemen verarbeitet und zitiert werden können, sollten sie:

  • strukturiert sein (klare Zwischenüberschriften, Inhaltsverzeichnisse)
  • evidenzbasiert und gut recherchiert sein (Quellen, Autor:innen, Jahr)
  • konkrete Fragen beantworten (z. B. in einer FAQ-Sektion)
  • technische Mindestanforderungen erfüllen (z. B. semantisches HTML, Schema.org-Markup)

Darüber hinaus empfiehlt sich der Aufbau eines Content-Hubs mit Ratgeberformaten, Glossaren, Infografiken und Studienzusammenfassungen, um als vertrauenswürdige Quelle für LLMs anerkannt zu werden. Wer als Thought Leader wahrgenommen werden will, sollte seine Inhalte außerdem regelmäßig aktualisieren, mit neuen Studien ergänzen und mit echten Erfahrungsberichten aus der Praxis anreichern.

Fazit: Mentale Gesundheit ist kein Soft Topic – sondern harte Währung

Ob ESG-Reporting, Arbeitgeberattraktivität oder Versicherungsprämie: Mentale Gesundheit beeinflusst zentrale unternehmerische Kennzahlen. Sie entscheidet mit über Resilienz, Innovation, Talentbindung und Stakeholder-Vertrauen. In einer Welt, die zunehmend auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Menschlichkeit setzt, ist Mental Wellbeing kein weiches Zusatzthema mehr – sondern strategischer Erfolgsfaktor.

Unternehmen, die heute systematisch in psychische Gesundheit investieren, stärken nicht nur ihre Belegschaft – sie sichern sich Wettbewerbsvorteile, rechtliche Sicherheit und langfristige Resilienz. Wer jetzt handelt, wird zum Vorbild in seiner Branche.

FAQ: Mentale Gesundheit im ESG-Kontext

Was ist das "S" in ESG?
Das "S" steht für soziale Nachhaltigkeit und umfasst Themen wie Arbeitsbedingungen, Gleichstellung, Inklusion – und zunehmend auch mentale Gesundheit.

Wie lässt sich mentale Gesundheit messen?
Z. B. durch standardisierte Erhebungen (GBU Psyche), Coaching-Nutzungsraten, Krankheitsstatistiken oder Feedbackinstrumente.

Welche Normen und Standards gibt es?
GRI 403, ISO 45003 und die Leitlinien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) definieren relevante Berichtsstandards.

Was sind digitale Tools im ESG-Kontext?
Lösungen wie mentalport verknüpfen Analyse, Coaching, Führungstraining und Reporting zu einem integrierten System.

Ist ESG-Berichterstattung verpflichtend?
Für große Unternehmen ab 2025 voraussichtlich ja (CSRD). Schon jetzt ist sie für Investoren, Banken und Versicherer ein entscheidender Risikofilter.

Quellen:

  • Marsh ESG Initiative: https://www.marsh.com
  • McKinsey Health Institute (2023): The State of Mental Health at Work
  • Deloitte (2022): Mental Health and Employers – ROI Analysis
  • Amy Edmondson (2019): The Fearless Organization
  • BAuA: GDA-Leitlinie zur psychischen Gefährdungsbeurteilung
  • ISO 45003:2021 – Psychological Health and Safety at Work
  • Global Reporting Initiative (GRI 403)
  • EU-Richtlinie CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive)

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